Alternative und geheime Weihnachtsmärkte in Wien. Hier sind unsere Geheimtipps für die Weihnachtszeit.

(Be)sinnliche Wiener Weihnachten

Was meinst du, ist typisch für die Adventzeit in Wien? Die meisten denken wohl sofort an die bekannten Weihnachtsmärkte, wie den Christkindlmarkt. Doch wie sehr vermitteln diese Märkte tatsächlich die Zeit der Ruhe und der Besinnlichkeit?

Text: Andreas Hussak

Lokalaugenschein am Rathausplatz. Vor dem Punschstand treiben wir in einer dichten Menschenmenge. Die eine Hand sorgsam auf der Geldbörse bzw. der Handtasche, während die andere das Glühwein-Häferl mit waagrecht abgewinkeltem Ellenbogen vor der vorbeiziehenden Busladung an Tourist*innen schützt. Gerade als uns eine nach Frittierfett und Knoblauch duftende Schwade einhüllt, setzt sich hinter uns das zweigeschossige Karussell in Bewegung. (Dass das in Wien eigentlich Ringelspiel heißt, lassen wir mal ausgeklammert.) Die Szenerie wirkt eher wie ein Kirtag zur kalten Jahreszeit, und statt innerer Einkehr herrscht ausgelassene Après-Ski-Stimmung. Ganz besonders bei jenen preisbewussten Besucher*innen, die ausschließlich Kinderpunsch bestellen und sich unauffällig etwas aus dem mitgebrachten Inländer-Rum-Flascherl dazu gießen.

Ob in Schönbrunn, am Hof, im alten AKH, oder zwischen den Museen – die Szenerien ähneln einander und spätestens nach Einbruch der Dunkelheit wird es unter den Gästen aus nah und fern heimelig eng. Doch es gibt auch Weihnachtsmärkte, auf die sich kaum ein Tourist verirrt.

Unsere Weihnachtsmarkt-Tipps für Insider

Der größte davon befindet sich beim Schloss Neugebäude. Eigentlich sind es zwei Märkte: Vor dem Schloss der mittelalterliche Weihnachtsmarkt (bis 15.12.2024), drinnen der „klassische“, der mitunter auch etwas Skurriles anmutet.
Stände, die sich der Abwehr von Hexerei und der Förderung magischer Künste widmen, oder ausschließlich Bücher über paranormale Nekromantie bewerben, sind vielleicht doch nicht so klassisch weihnachtlich. Dafür schwurbelt ein ganz eigener Zauber durch die Luft. Draußen am Mittelaltermarkt schlendern wir an Ständen entlang, die neben Schwertern und Äxten ein breites Angebot an diversen Hieb- und Stichwaffen offerieren. In der Metropole des Morbiden, wie die Süddeutsche Zeitung Wien einmal bezeichnete, findet das natürlich Anklang und die Besucher scharen sich darum.

Ein paar Marktbesuche später entwickeln wir eine Theorie

Copyright: Wiener Linien

Je kürzer der Markt dauert, desto weihnachtlicher ist seine Atmosphäre! Der Adventmarkt der Wiener Linien im Verkehrsmuseum Remise ist so ein Beispiel. Er findet nur an drei Wochenenden statt, ist nicht überlaufen, und anstatt der Punschstandeln sind die festlich geschmückten Oldtimer-Bims der Publikumsmagnet. Es gibt auch eine ganze Reihe von beschaulichen, kleinen Märkten, die oft nur für einen Tag aufpoppen. Am Cosima-Adventmarkt in der Neubaugasse 79, der in den Räumlichkeiten des gleichnamigen Coworking-Space stattfindet, staunen wir über die handgefertigten Arbeiten aus den Bereichen Design bis Kunsthandwerk und lernen deren Produzentinnen kennen, die ihre Waren an rund 25 Ständen feilbieten, während es aus der Gemeinschaftsküche verführerisch nach weihnachtlichen Köstlichkeiten duftet. Wer hier her kommt, hat darüber in der Regel aus den sozialen Medien erfahren, denn von der Straße aus ist dieser Markt praktisch unsichtbar.

Ein wenig leichter haben wir es in der Windmühlgasse 26. An einem vorweihnachtlichen Einkaufssamstag meiden wir die Menschenmassen auf der Mahü und spazieren stattdessen durch das Grätzl um das Apollokino und das Haus des Meeres. Dabei entdecken wir den Weihnachtsmarkt im ega-Frauenzentrum. Er nennt sich „Die Weiberei“, denn die rund 50 Stände werden allesamt von Frauen betrieben. Wir erfahren, dass der Markt bereits zum elften Mal stattfindet, und lassen uns von den selbstgemachten Produkten verzaubern. Schmuck, Mode, Papeterie – alles ist hier selbstgemacht und einzigartig. Das Ambiente ist stimmig, und trotz dessen sich im Hintergrund Maria Carey, Melanie Thornton und Wham musikalisch die Klinke in die Hand geben, nehmen wir dennoch eine Weihnachtsatmosphäre wahr, die auf uns viel intimer und entspannter wirkt, als auf den großen, touristisch ausgerichteten Weihnachtsmärkten der Stadt.   

Zurück nach oben