Wie wir arbeiten wollen — Work in Progress

Hard Work oder Smart Work? Gender Paygap oder gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit? Übernimmt die künstliche Intelligenz unsere Jobs? Und wird das mit der WorkLife-Balance je wirklich funktionieren? Wir haben mit Arbeitsmarktexpertin Silvia Hofbauer über die Arbeit der Zukunft gesprochen.

Text: Alexandra Binder

Übernimmt die künstliche Intelligenz?

So schnell geht das jedoch nicht, aber Arbeit verändert sich laufend, Stichwort Digitalisierung. Und da reden wir nicht nur von Berufen, die bereits automatisiert wurden, und wegfallen, sondern auch Entwicklungen, die nicht sofort auf der Hand liegen, etwa im Tourismus oder der Gastronomie: „Bereits heute ist es für Zimmermädchen Alltag, mit dem Tablet unterwegs zu sein. Genauso wie für Kellner, komplexe Abrechnungssysteme zu beherrschen“, erläutert Hofbauer. Veränderungen wie diese bringen neuen Qualifikationsbedarf mit sich. Und auch da werden Unternehmen künftig gefordert sein. Denn in der jüngsten Vergangenheit haben sie zu wenig ausgebildet: „In einem Markt mit deutlich mehr Arbeitssuchenden war es einfacher, sich bereits ausgebildete Mitarbeiter zu holen, auch aus Nachbarstaaten, in denen die Löhne deutlich niedriger waren.“ Zwischenzeitlich haben die Arbeitsmärkte aber auch dort angezogen, und für viele Menschen ist es jetzt attraktiver, im eigenen Land zu bleiben. Auch das Anlernen war lange Thema. Schließlich muss man angelerntem Personal für die gleiche Tätigkeit deutlich weniger bezahlen. Doch um zukunftsträchtig zu arbeiten, braucht es künftig einen Fokus auf den eigenen Nachwuchs.

Lernen und lehren

Qualifizierte Mitarbeiter gibt es nicht auf Fingerschnipp. Gerade für einen Bezirk wie Ottakring, divers wie er ist, ist das ein Thema, sagt die Arbeitsmarkt-Expertin „Die mittelfristige Personalplanung überfordert hier viele Unternehmer.“ Wer den eigenen Nachwuchs ausbildet, hat künftig hier die Nase vorn. Aber das heißt auch: „Mit Verantwortung gut begleiten.“ Daher plädiert Hofbauer für eine Qualitätsprüfung in der Mitte der Lehre: „Damit es nicht mehr passiert, dass Lehrlinge bei der Abschlussprüfung durchfallen, weil sie überspitzt gesagt dafür missbraucht wurden, Wurstsemmeln, zu holen.“

Paradies Home-Office?

Home-Office wird ein großer Trend bleiben, sagt Hofbauer. Und ja, viele arbeiten gern im Home-Office. Aber es gibt auch Schattenseiten. Denn die Bedingungen sind nicht immer ideal, insbesondere für Frauen: „Viele arbeiten am Küchentisch, betreuen nebenher die Kinder und kochen gleichzeitig.“ Nicht zu unterschätzen sei auch, dass nicht alle daheim über eine gute technische Ausstattung mit Laptop und schnellem W-Lan verfügen. „Home Office hat die Arbeitsstrukturen verändert. Das bringt Herausforderungen mit sich. Einerseits sind etwa überregionale Termine leichter möglich, andererseits darf persönliche Kommunikation nicht unterschätzt werden. Und nicht jeder kann es sich künftig selbst aussuchen, ob er im Home Office arbeitet, oder nicht.“ Schon jetzt, sagt die Expertin, stellen etwa Banken oder Versicherungen nicht mehr jedem Mitarbeiter einen Arbeitsplatz zur Verfügung.

Work-Life Balance Macht der Mensch ein Hakerl unter den Punkt ausreichendes Einkommen, wird er sich künftig noch mehr darauf konzentrieren, ob ihm sein Job auch ein gutes Leben ermöglicht. Worum es da geht? „Allem voran darum, wie wertschätzend der Umgang ist, wie groß die Stressfaktoren, aber auch darum, ob das Arbeitsrecht eingehalten wird.“ Nicht bezahlte Überstunden, keine vorhersehbaren Dienstpläne und Co werden künftig noch mehr Menschen aus ihren Jobs vertreiben. Arbeitszeitverkürzung hält Hofbauer übrigens für einen sinnvollen Trend: „Aber 25-Stunden-Jobs bringen auch einen Einkommensverzicht mit sich. Wenn Verzicht dann heißt, sich seine Wohnung nicht mehr leisten zu können, ist der Wunsch, nur mehr 25 Stunden pro Woche zu arbeiten, ein nachrangiger. Und Teilzeit kann auch ein Einfallstor in die Altersarmut sein.“ Summa summarum rät die Arbeitsmarktexpertin aber dazu, künftig den Blick noch mehr auf die Chancen zu legen. Und da kommt wieder Ottakring und seine diverse Struktur ins Spiel: „Die Menschen, die hier leben, bringen ein großes Potenzial mit, und es ergeben sich auch gute Geschäftsmöglichkeiten daraus.“

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