Ausstieg Josefstädter Straße – Einstieg in andere Lebensrealitäten

Story & Fotos: Inselmilieu

Der Vorplatz der U6-Station Josefstädter Straße ist ein sozialer Treffpunkt und Aufenthaltsort für ganz unterschiedliche Menschen: Einige leben dort, andere wollen Drogen kaufen und konsumieren, wieder andere treffen Freund*innen oder kommen vor der Arbeit zum Frühschoppen vorbei.

Mexxl zum Beispiel wurde mit 14 Jahren drogenabhängig und wollte seinen zwölften Entzug beginnen. Der Poet Thomas, selbsternannter Kulturvermittler, geht zum Philosophieren und Schach spielen vor das Tageszentrum Obdach Josi wie auch Brigitte, die früher Volksschullehrerin war, und die sich über ihre eigene Wohnung kaum freuen kann.

Sie und einige mehr haben Julia Breitkopf und Jana Mack von ihrer Lebensrealität erzählt. Die beiden betreiben den multimedialen Reportage-Podcast „Inselmilieu”. Unter dem Motto „Wir holen dich aus deiner Bubble raus” tauchen die Journalistinnen — Jana Mack ist auch Fotografin — regelmäßig in unterschiedliche Lebenswelten ab und laden zu Reisen in fremde Milieus ein – zu Menschen, mit denen man im Alltag selten ins Gespräch kommt.

Neun Reportagen sind bereits erschienen, die man in allen Podcast-Apps und -Playern hören kann „Wir haben beide die Beobachtung gemacht, dass wir zunehmend in einer Bubble leben, in der wir vorrangig mit Menschen Kontakt haben, die genauso ticken wie wir”, sagen die Macherinnen. „Tatsächlich ist es so: Mit anderen Sichtweisen oder Lebensrealitäten kommt man sowohl im echten als im digitalen Leben immer seltener in Berührung.

Inselmilieu ist eine Antwort auf die durch die Pandemie verstärkte gesellschaftliche Spaltung, die sich auch durch Familien und Freundeskreise zieht.” In Wien im Besonderen prägen zwar die Wiener Originale und die große Vielfalt der Lebensweisen die Stadt. Gleichzeitig kursieren gegenüber sozialen Milieus oder Stadtteilen einige Klischeevorstellungen und Vorurteile, denen Breitkopf und Mack ihren Podcast entgegensetzen möchten: „Wir gehen mit einem aufmerksameren Blick durch die Stadt und staunen über die Vielfalt der Weltanschauungen und Lebensentwürfe, die sich in Wien versammeln. Wir wollen unsere Hörer*Innen dazu anregen, das auch zu tun.“ So auch in ihrer Podcast-Folge über die U6-Station Josefstädter Straße: Hier bekommt man Einblicke in das Leben auf der Straße und erfährt, mit welchen Herausforderungen obdach- und wohnungslose Menschen konfrontiert sind: Die Furcht davor, ausgeraubt zu werden oder keine Toilette zu haben, die man benutzen kann, prägen ihr Leben ebenso, wie der große Zusammenhalt untereinander.

Es ist einer der Orte, die es in jeder Großstadt gibt und die bei vielen Unsicherheit auslösen, wenn sie dort an solchen Menschenansammlungen vorbeigehen. Breitkopf und Mack versuchen Berührungsängste zu nehmen, indem sie die persönlichen Geschichten dieser Menschen erzählen: „Das erklärte Ziel ist es, Vorurteile abzubauen, Verständnis und Toleranz gegenüber anderen zu fördern. Mit unseren  Reportagen wollen wir die HörerInnen dazu anregen über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Wir wollen Interesse wecken an Menschen, die anders leben oder denken als man selbst, um miteinander, trotz aller Unterschiede, ins Gespräch zu kommen.”

Auf www.inselmilieu-reportage.at gibt es auch eine Fotoreportage zu der erwähnten Podcast-Folge zu sehen, aus der die hier gezeigten Bilder stammen. Dort kann sich auch zum Newsletter anmelden, um weitere INSELMILIEU-Ausgaben nicht mehr zu verpassen.

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Wer im Winter einen obdachlosen Menschen bemerkt, der draußen schläft, sollte nicht zögern, Hilfe zu holen:

Kältetelefon der Caritas: 01 4804553

Kälteapp Fonds Soziales Wien: https://kaelteapp.wien

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