Fahrradfahren in Wien: Was sagt unsere Community?

Um ein besseres Verständnis für die aktuelle Fahrradsituation in Wien zu bekommen, haben wir im Frühjahr 2024 eine umfassende Umfrage in unserer Community durchgeführt. 236 Radfahrerinnen und Radfahrer haben uns ihre Erfahrungen, Sorgen und Wünsche mitgeteilt. 

Fahrradfahren in Wien – Umfrage Visualisierung

Fahrradfahren in Wien: Umfrage-Ergebnisse 2024

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Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild: Während das Fahrrad für viele Wienerinnen und Wiener zum alltäglichen Leben gehört – 80% nutzen es regelmäßig –, gibt es nach wie vor erhebliche Herausforderungen. Besonders beim Thema Sicherheit wird deutlich, dass sich viele Radfahrende unwohl fühlen: Nur 17% fühlen sich sicher im Wiener Straßenverkehr.

Diese Daten helfen uns dabei, genau hinzuschauen, wo Verbesserungen nötig sind und wie sich die Fahrradsituation in Wien entwickelt. Von der Infrastrukturbewertung bis hin zur Frage, ob Eltern ihre Kinder allein fahren lassen würden – jede Antwort trägt dazu bei, ein vollständiges Bild der aktuellen Lage zu zeichnen.

Die interaktive Visualisierung macht die verschiedenen Aspekte der Umfrage zugänglich und zeigt auf, wo Wien als fahrradfreundliche Stadt noch Potenzial hat.

Wien auf zwei Rädern: Wo die Stadt noch nachbessern muss
Rot für Gefahr, grün für Sicherheit – unsere interaktive Karte zeigt schonungslos, wo Wien beim Radfahren punktet und wo es hapert. Die Markierungen basieren auf den Erfahrungen unserer Community: 236 Radfahrerinnen und Radfahrer haben uns ihre Problemstellen und Lieblingsstrecken verraten. Per Klick lassen sich die ungefilterten Kommentare abrufen – authentisch und ungeschönt, wie sie bei uns eingegangen sind.

Die grün markierten Zonen zeichnen durchaus ein positives Bild der städtischen Erfolge. Doch die Karte offenbart auch die großen Schwachstellen: Wer aus Liesing, Floridsdorf oder den westlichen Bezirken ins Zentrum radeln will, kämpft mit einem Hindernisparcours. Besonders problematisch: die Radwege rund um den Westbahnhof, die sich als wahre Zumutung entlang des Gürtels nach Westen ziehen.

Ring-Radweg: Ein Projekt im Wartestand
Das Paradebeispiel für Wiens Radweg-Flickenteppich ist der Ring-Radweg. Was als prestigeträchtige Verbindung geplant war, liegt seit Monaten auf Eis. Die Begründung der Mobilitätsagentur Wien auf telefonische Nachfrage: Kurz vor der Wahl lohne es sich nicht mehr, das Projekt zu starten. Man müsse erst abwarten, wie sich die politischen Karten neu mischen.

Diese Wartehaltung verdeutlicht ein strukturelles Problem: Fahrradinfrastruktur verträgt keine Wahlkampf-Pausen. Während einzelne Vorzeigeprojekte durchaus Erfolge verbuchen, fehlt die systematische Vernetzung. Der Ring-Radweg könnte als zentrale Achse die Fahrradmobilität revolutionieren – wenn er denn käme.

Wenn Radwege plötzlich enden
Unsere Community-Umfrage bestätigt den Flickenteppich-Befund: Lückenhafte Verbindungen und abrupt endende Radwege führen die Liste der Ärgernisse an. Radfahrende müssen dann zwischen Straßenbahngleisen und "Dooring" – plötzlich aufgehenden Autotüren – navigieren. Ein gefährlicher Slalom, der viele vom Rad wieder ins Auto treibt.

Wien braucht mehr als einzelne Leuchtturmprojekte. Die Stadt braucht ein durchgängiges, sicheres Netz, das alle Bezirke verbindet und dem Fahrrad echte Konkurrenzfähigkeit zum Auto verschafft. Bis dahin bleibt das Radfahren in Wien ein Abenteuer – nicht immer im positiven Sinne.

Wir bleiben am Thema dran und berichten hier sowie in unserem Newsletter über weitere Entwicklungen.