Firlefunk: Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei

Firlefanz, ein Wort, das nicht in allzu vielen Wortschätzen aktiv im Gebrauch sein dürfte. Es bedeutet so viel wie „nutzloses Zeug“ und stammt vom französischen Wort „virelai“ ab, ein mittelalterliches Wort für Tanz.

Firlefunk: Daniel und Felix setzen auf funky Sounds und jede Menge Disco.
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„Wir lieben Wortspiele,“ beteuert Daniel im Interview und somit als ihm ein älterer Mann beim Skateboardfahren unterstellte: „Ihr zerstört die Blumenbeete mit Eurem Firlefanz!“, war der Name „Firlefunk“ geboren und damit der Start einer Partyreihe.

Im Zentrum stehen Daniel, Oliver, Felix, und Colette, die die Plakate und Flyer grafisch betreut und dabei generell Referenzen an das Design der 80iger Jahre in ihre Arbeit integriert. Das spiegelt sich auch in der eklektischen Musikauswahl der DJs wider; Funk, Boogie und House pumpen aus den Boxen; Musik, die lange vor der Zeugung der Twens von heute entstanden ist. Musikalisch fühlt man sich dem Funk im Namen verpflichtet.

„Das kann immer auch elektronisch, aber es muss halt funky sein und langsamer als das, was heutzutage so läuft. Dieses ‚Schneller, noch schneller, härter‘ geht uns auf die Nerven. Eigentlich machen wir das in Abgrenzung zu Techno“, erklärt Felix die Soundphilosophie der Partymacher.

Man verstehe sich als offenes Kollektiv. „Das ist ein loses Treiben aus verschiedensten Leuten“, so Felix. Und weiter: „Jede und jeder kann mitmachen und ist genau so viel wert wie die Planer“.

In den letzten Tagen des Sommers 2024 begann man im Wild im West Partys zu veranstalten. Am Nachmittag fingen sie an und der Spaß ging bis in die tiefen Abendstunden. Das Wild im West ist ein selbst organisierter Freilichtraum im 3. Bezirk. Selbstgezimmerte Sitzmöbel, eine kleine Bar und eine, für Wiener Verhältnisse, sehr gute Soundanlage zeichnen den Platz neben der Betonwüste in Sankt Marx aus. „Ja, ich würde sagen, das ist ein Open-Air-Veranstaltungsraum.“

Das ist etwas, was eben nicht zu verschwitzt und zu verkopft wirken soll, sondern auch sehr viel mit „Do it yourself“ zu tun hat, egal ob es die Leute sind, die dort Veranstaltungen organisieren oder auflegen. Alles ist selbstverwaltet. „Das fängt an damit, wie es aufgebaut ist, wie es aussieht und hört auf bei den Leuten, die dort mitwirken.“, erklärt Daniel. Und noch ein Aspekt darf nicht zu kurz kommen: Neben dem Eintritt in einen Club kostet ein Bier in Wien inzwischen beinahe überall über 5 Euro.

Wer also keine Blankoschecks von seinen Eltern bekommt, auf durchtanzte Nächte steht und nicht nur mit seinen Freunden im Park rumhängen möchte, muss sich selbst organisieren und das geschieht hier in Reinkultur. Daniel und Felix sind inzwischen angestellt im „Wild im West“, haben ihre Hände im Booking, planen ein Internetradio und beschallen mit Gast-DJs zusammen, die regelmäßig stattfindenden Flohmärkte auf dem Gelände. Nebenbei ist man immer auf der Suche nach neuen Locations, um Partys zu organisieren. Abends trifft sich die Gang im Fania am Yppenplatz, auch dort legen sie Platten auf und planen die nächsten Partys. Es regt sich was im Wiener Nachtleben, jenseits der etablierten Clubs, und das ist eine gute Nachricht.