© Sarah Jackel - DuoLia.

Die Seele baumeln lassen mit dem richtigen Sound im Ohr

Das saftige Grün der Frühlingswiese in der Nase, warmer Sand auf den Füßen.

Man möchte tanzen, wie ein kleines Kind. Gleich der erste Song auf dem Debütalbum des Wien-Vorarlbergerischen Indie-Folk-Duos DuoLia. zwingt einen dazu, die Fenster auf- zureißen und die Nase in die Sonne zu strecken. Man will rausgehen.

— Nein. Man muss es.

Ich traf die beiden Musikerinnen, Julia Jackel und Alia Wüschner, am Yppenplatz. Wir sprachen über ihr erstes Studioalbum – entstanden zwischen Proben, Selbstzweifeln und einer leisen Beharrlichkeit. Ein Porträt zweier junger Frauen, die Musik machen, weil sie gar nicht anders können.

Wie alles anfing – mit Geige, Gitarre und Google-Translate

„Als Kinder haben wir Kurzfilme gedreht und dann Band gespielt“, erzählen sie. Die ersten Texte entstanden mithilfe von Google-Translate – charmant unperfekt, aber mit echter Begeisterung. „Es ist voll lustig, wenn man sich das jetzt anhört.“

Diese frühen Experimente sind der Ursprung eines Sounds, der sich heute als DuoLia. einen Namen macht. Mit klassischer Ausbildung – Gitarre und Geige – fanden sie früh eine gemeinsame musikalische Sprache. „Wir hatten kein konkretes Vorbild. Julia hat Gitarre gelernt und ich Geige – dann haben wir einfach geschaut, wie wir zusammenspielen können.“

Zwei Stimmen, ein Klang

Ihre Musik beschreibt das Duo als „verträumt“ und „zum Nachdenken anregend“. Die Stimmen verschmelzen zu einer, wie aus einem Guss. „Wir waren im Chor, haben oft die Zweitstimme gesungen. Das ist cool, wenn das harmonisch so schön aufgeht. Und weil wir uns so gut kennen, ist das gemeinsame Musikmachen einfach passiert.“, so Alia.

 

Was so leicht klingt, war es nicht immer. Der Weg zum Debütalbum war lang – voller Fragen und Unsicherheiten. „Es ist ziemlich viel Gambling dabei. Man weiß nicht: Juckt es überhaupt wen? Hört sich das jemand an? Will es jemand kaufen?“

Ein Album, das wachsen durfte

Die erste EP-Aufnahme war ein Schnellschuss. Unter Druck, ohne viel Erfahrung. Der nächste Schritt war somit schnell klar: mehr Zeit, mehr Planung – und die Unterstützung des Produzenten, Julian Berann, der durch Zufall auf sie aufmerksam wurde. Mit ihm nahmen sie ein erstes Lied auf, das sich „einfach gut angefühlt“ hat. Der Rest ergab sich. Langsam, aber entschlossen.

„Wir haben beschlossen, ein eigenes Label zu gründen. So können wir LSG-Gelder selbst claimen und behalten die Rechte.“, verrät Julia. Dass das nur geht, wenn einem der Rücken freigehalten wird, ist ihnen bewusst: „Wir sind in einer voll privilegierten Position. Du brauchst entweder ziemlich viel Geld, Kontakte oder Zeit, in der du nicht arbeiten musst. Wir hatten den vollen Rückhalt unserer Familien und unsere Musik wurde gefördert.“

Musik machen heißt leider auch mühsame Mails schreiben

Förderansuchen, Netzwerkarbeit, Produktionspläne. Vieles davon hat wenig mit Musik zu tun. „Wir wollten Musik machen. Aber dann sitzt man stundenlang vorm Computer.“ Und trotzdem: Der Glaube an das Projekt blieb. „Der Unterschied zwischen denen, die’s machen, und denen, die’s nicht machen, ist: dass man’s macht.“

Zwischen Freiheit und Fremde

Der Umzug von Vorarlberg nach Wien war ein Einschnitt. Eine neue Welt.

„Es war total cool – es gibt so viele Möglichkeiten“, sagt Alia. „Ein Gefühl von Freiheit, weil es einfach so viel kulturelles Angebot gibt.“

Mit dieser Freiheit kommt auch Distanz. „Man ist anonymer. Man kann sich anders kleiden, die Haare färben, ohne dass sofort jemand was sagt.“ Und doch: „Es ist befreiend und manchmal auch ein bisschen einsam. Du kennst halt nicht die Leute im Supermarkt.“

Nähe ist politisch

Ihre Songs kreisen um Nähe, um Ehrlichkeit, um das Zulassen von Gefühlen. „Kommunikation ist uns wichtig“, sagen sie. „Nichts verdrängen, sondern ansprechen.“ In Zeiten sozialer Vereinzelung sei das politischer als man denkt.

„Man wird total individualisiert. Durch Social Media, durch Algorithmen. Es gibt kaum noch Berührungspunkte mit anderen Bubbles.“

Und dann lässt man alles los

Am 9. Mai erscheint das Debütalbum. Zwei Jahre Arbeit, verdichtet auf einen Moment. „Wir sind jetzt bereit, die Lieder gehen zu lassen. Und sie als abgeschlossenes Album der Welt zu präsentieren.“

Das Album sei wie ein abgeschlossenes Kapitel, sagen sie. Eine Zeitkapsel, nicht als Rückblick, sondern als Startpunkt. Für das nächste Kapitel, für die nächste Bühne.

© Sarah Jackel – DuoLia.